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Über die Balneologie
Wasser ist die Quelle und die Wiege des Lebens, unser wichtigstes Daseinselement. Wir trinken es nicht nur, wir planschen auch darin und nutzen seine bewährte therapeutische Wirkung auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Thermalwasser, Heilwasser, Hydrotherapie, Balneotherapie, Badekur und Trinkkur – die Ausdrücke begegnen uns heute oft. Aber wissen wir, was sich hinter den gleich scheinenden Ausdrücken verbirgt?
Während des Bades in gewöhnlichem Wasser wirken die physikalischen Faktoren des Wassers (Temperatur, Druck, Auftrieb) auf unseren Organismus. Diese Wirkungen nutzt die Wasserheilkunde, anders genannt: Hydrotherapie, während die sich mit der Anwendung und Wirkung von Heilquellen und Heilwasser beschäftigende Wissenschaft die Balneologie ist, auf Deutsch: Heilbäderkunde.
Bei Völkern, deren Kulturen eine gewisse Stufe erreicht hatten, war das Baden bereits in der Antike verbreitet. Nicht nur vereinzelt spielte es auch eine wichtige Rolle bei religiösen Notwendigkeiten, wie zum Beispiel bei den Babyloniern, Assyrern, Persern und Indern. Aus der orientalischen rituellen Säuberung entwickelte sich zur Zeit der Griechen und später hauptsächlich zur Zeit der Römer das regelmäßige und zielbewusste Baden – die eigentliche Badekultur. Den Römern war auch schon bekannt, dass Wasser einzelne Krankheiten heilen kann. Sie begannen mit dem Bau von Badeanstalten mit großen Becken. Den Bädern standen Ärzte vor, und hier spielte sich ein wichtiger Teil des römischen öffentlichen Lebens ab. Nicht nur in Rom, sondern auch in den anderen Städten des Reiches wurden in großer Zahl Bäder erbaut. Seine Städte wurden an Orten errichtet, an denen warme Quellen die Versorgung der Bäder sicherstellten, wie zum Beispiel auch Aquincum, die Hauptstadt von Pannonia.
Der Ort ist kein Zufall, zumal Ungarn durch seine besonderen balneologischen Gegebenheiten außergewöhnlich reich an Mineralwasser und heilsamem Thermalwasser ist. Die hier vorkommenden Thermalquellen sind nicht nur in Hinblick auf ihre Menge, sondern auch aufgrund ihrer therapeutischen, balneologischen Wirkung einzigartig auf der Welt. Nirgendwo anders findet man Thermal- und Heilwasser von so ausgezeichneter Qualität, das sich zur Behandlungen von so vielen verschiedenen Krankheiten bzw. zu deren Vorbeugung anwenden lässt. Im ganzen Land findet man circa 150 Warmwasserheilbäder, darunter 36 Spezialbäder – die unter anderem radioaktives, schwefelsäurehaltiges, salz-brom-carbonathaltiges und jodhaltiges Wasser führen. Die bekanntesten sind die Bäder in Budapest, Hévíz, Harkány, Bükfürdő, Sárvár, Zalakaros, Gyula und Hajdúszoboszló.
Wie aber wirken die Bäder? Eine allgemein bekannte Tatsache ist, dass sich der Körper im Wasser leichter anfühlt und sich die Gliedmaßen leichter bewegen lassen. Das ist besonders gut im Falle von verletzten, verschlissenen und kranken Gelenken zu bemerken. Während der Bewegungen lässt sich die streichelnde, massierende Wirkung des Wassers spüren. In dem lauwarmen oder angenehm warmen Wasser entspannen sich die verspannten Muskeln, weiten sich die Blutgefäße und bessert sich die Blutzirkulation. Das sind die sogenannten physikalischen Auswirkungen. Darüber hinaus verfügen Thermal- und Heilwasser auch über chemische Effekte, die den in ihnen gelösten Mineralstoffen zu verdanken sind. Diese Mineralsalze gelangen, aufgenommen über die Haut, in den Blutkreislauf und so zu jeder kleinsten Zelle des Körpers. Sie stärken das Immunsystem, ergänzen die für die Muskeln und Gelenke unverzichtbaren Stoffe, beeinflussen vorteilhaft die Reaktionsfähigkeit des Organismus und unterstützen die Selbstheilungsprozesse.
Unter den physikalischen Eigenschaften des Heilwassers ist die Wassertemperatur besonders wichtig. Lauwarme Bäder zwischen 21-31°C wirken sich beruhigend auf das Nervensystem aus. Die Temperatur von warmen Bädern liegt zwischen 32-37°C. In diesem Wasser weiten sich die Hautgefäße, und die Herz- und Atemfunktion wird angekurbelt. Während des Bades im Heilwasser weiten sich durch seine Wärme die Poren der Haut, und so können die im Wasser befindlichen Mineralstoffe leicht in den Blutkreislauf gelangen. Sie stärken das Immunsystem, fördert die Lymphzirkulation, wodurch Heilungsprozesse im Organismus in Gang gesetzt werden. Das warme Wasser löst schmerzhafte Muskelkrämpfe, stillt Gelenkschmerzen und beschleunigt die Absonderung von Schlackstoffen.
In Form von Trinkkuren ist natriumhaltiges und Hydrocarbonat-Ionen enthaltendes, alkalisches Wasser bei Magen- und Darmkatarrh, übermäßiger Produktion von Magensäure und Krankheiten mit verschleimten Atemwegen zu empfehlen. In der gleichen Form werden mit Bitterwasser die Beschwerden von Magen-, Darm-, Leber- und Gallenpatienten behandelt.
Unter den zahlreichen, unterschiedlich zusammengesetzten und heilsamen Quellen zählt das Hévízer Thermalwasser zu einem der wertvollsten. Die Oberfläche des Sees, der durch eine Quelle gespeist wird, die in einer sehr frühen geologischen Periode entstanden ist, beträgt 47.500 m2. Da die Quelle pro Minuten 20.000 Liter Wasser liefert, erneuert sich das Wasser des Sees innerhalb von 27 Stunden. Die Temperatur des Heilwassers beträgt in den Sommermonaten 33-35C und sinkt auch im Winter nicht unter 26C. Seine außergewöhnliche therapeutische Wirkung verdankt das Thermalwasser dem Schwefel und Radon. Eine Spezialität des Sees ist der Heilschlamm, der den Grund des Sees 1 Meter dick bedeckt. Die Rede ist von Torfschlamm überwiegend pflanzlichen Ursprungs, in dem Mineralstoffe zu finden sind.
In den Heilbädern gibt es zahlreiche bekannte und effektive Behandlungsmöglichkeiten, die die therapeutische Wirkung von Thermalbädern verstärken und unterstützen:
INDIVIDUELLES THERMAL-AROMABAD
Seine Besonderheit liegt darin, dass in das 36-38°C warme Thermalwasser unterschiedlich wirkende Pflanzenextrakte gemischt werden, wie entspannender Lavendel, Hautheilung unterstützende Kamille, und Haut erneuernde Brennnessel. Die Behandlung verbindet die entspannende Wirkung des Thermalwassers und die therapeutische Wirkung der pflanzlichen Öle.
MINERALHALTIGES THERMALBAD
Ein 32-34°C warmes Bad, in das kleine, perlende Blasen Kohlendioxidgases gepumpt werden, die die Haut erfrischen und einhüllen. Das Gas wird wiederum über die Haut in den Organismus aufgenommen. Als Wirkung verlangsamt sich die Herzfunktion, senkt sich der Blutdruck und der das Herz belastende Stress. Die Behandlung ist auch zur allgemeinen Erholung ideal, da die Kohlendioxidblasen alle Stellen des Körpers angenehm kitzeln. Die Kombination zwischen Kohlendioxid und Thermalwasser verdoppelt die Wirkung.
SALZ-WANNENBAD
Mit der Behandlung können chronische Krankheiten des Bewegungsapparates und des Nervensystems, bestimmte chronische Hautbeschwerden sowie gynäkologische Krankheiten wirkungsvoll therapiert werden. Durch den hohen Salzgehalt des Wassers fühlt sich der Badende leicht und entspannt, wodurch die Behandlung gleichzeitig auch ein effektives Stress abbauendes Erlebnis ist.
STRECKBAD
Diese von dem ungarischen Hévízer Rheumatologen Károly Moll ausgearbeitete Behandlung ist eine passive Behandlung, die durch eine ununterbrochene, konstante Zugkraft die Dehnung des weichen Gewebes (der Muskeln, der Sehnen, der Gelenkkapseln) erreicht. Während des Streckbades wird das Gewicht des eigenen Körpers verwendet, das am Hals oder unter den Armen aufgesetzt wird. Zur Verstärkung der Wirkung werden teilweise weitere Gewichte am Kreuz platziert, in manchen Fällen an den Beinen. Während der Behandlung, die von einer medizinischen Fachkraft beaufsichtigt wird, wird der Körper sanft gestreckt, was zu einer Entspannung der Muskeln und der starren Bindegewebselemente der Wirbelsäule führt.
SCHLAMMPACKUNG
Der in unseren Hotels in Ungarn verwendete Schlamm stammt aus der berühmten Hévízer Thermalquelle. Die Wirkung des Heilschlamms ist ähnlich der des Heilwassers. Die typischste Eigenschaft des Schlammes ist seine hohe Fähigkeit zur Wärmespeicherung und die hohe Wärmeabgabe. Durch die Wärmewirkung weiten sich die Gefäße und beschleunigt sich der Stoffwechsel. In Folge dessen nehmen chronische Entzündungen ab. Ebenfalls im Zuge der Wärmewirkung entspannen sich Muskeln und Sehnen und lösen sich Krämpfe. Eine entspannende Wirkung unter den Mineralstoffen des Schlammes haben Jod und Brom, Natrium, Kalzium und Brom wirken beruhigend, während Schwefel den lokalen Stoffwechsel anregt. Die Temperatur der Packung beträgt üblicherweise 40-45°C, aber der Arzt kann auch eine niedrigere Temperatur festlegen. Die Packung wird auf die vom Arzt vorgegebenen Körperregionen aufgetragen. Danach wird der Körper in ein trockenes Laken gewickelt. Nach 20 Minuten wird der Schlamm abgewaschen, worauf eine 15minütige Trockenpackung folgen kann. Die Behandlung mildert Gelenkschwellungen und Muskelverspannungen und führt zu einer besseren Nährstoffversorgung des Knorpels, Bindegewebes und der Bandscheibe. Darüber hinaus stärkt sie die entzündungshemmenden und Immunprozesse des Organismus.
AQUARELAX-THERAPIE
Die Aquarelax-Therapie findet in Thermalwasser und mithilfe einer Wassernudel statt, die den Gast sicher über Wasser hält, während der Therapeut bestimmte Bewegungen und Massagen vornimmt. Mit dem Gefühl von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit und mit einer niedrigeren Pulszahl wird eine effektivere Wirkung der Behandlung erreicht. Mithilfe physischer Lockerung und totaler Entspannung fühlen Sie sich am Ende der Behandlung ruhiger, erholter und trotzdem energiegeladener.